Was bedeutet es, wenn Vögel im urbanen Raum Plastikfetzen zum Auspolstern ihrer Nester verwenden oder wenn Wegwerf-Handyverpackungen in edelstes Porzellan, verziert mit traditioneller chinesischer Malerei, transformiert werden? Leuchtet es uns ein, wenn eine von der EU verbotene Glühbirne eine neue Funktion als Terrarium für eine seltene Pflanze findet?Diese und andere Beispiele wird der Vortrag vorstellen.
In meiner persönlichen künstlerischen Arbeit und meiner Arbeit an der Bauhaus-Universität Weimar seit 1993 wandelte sich mein Schwerpunkt im Umgang mit Müll von einer Faszination für das Fundstück und dessen inhärenten narrativen Qualitäten, hin zu einer historischen und kulturtheoretischen Auseinandersetzung mit Alltagsgegenständen, die sowohl Zeitzeugen als auch Artefakte unseres Wertesystems sind. Mit der rapiden Veränderung der Beziehung der Menschen zur Natur und der drohenden Klimakatastrophe wurde die Arbeit zwischen Kunststudierenden und den Studierenden der Umweltingenieurwissenschaften an der Universität intensiviert, politisiert und insgesamt prozesshafter.
Der Vortrag »Material Neu Denken« zeigt Beispiele aus Kunstprojekten und interdisziplinärer Feldforschung, die poetische, witzige und erfindungsreiche Antworten auf die Frage geben: »Welche Rolle nimmt die Kunst in dem Versuch ein, ein Publikum zu einer geschärften Wahrnehmung für gravierende Umweltprobleme anzuregen?«